1. Block für Werbung geeignet (1. echter Block 10014/1044)
Werbung wurde explizit für die Seite ausgeschaltet
Sonderveröffentlichung
1250 Jahre Schillingstadt

„In uilla Scillingestat“

1250 Jahre Schillingstadt: Im Lorscher Codex stehen die ersten überlieferten Namensnennungen.

„In uilla Scillingestat“

Codex Laureshamensis, Seite 172v Würzburg, Staatsarchiv, Mainzer Bücher verschiedenen Inhalts 72 Virtuelles Klosterarchiv Lorsch (Universitätsbibliothek Heidelberg) https://doi.org/10.11588/diglit.19939#0348

2888. (Reg. 2997.)

Ego in dei nomine Donatio Wenilonis in eadem uilla. Wenilo et frater meus Boran et Irminfrid et soror nostra Duda donamus ad s. N.mrem. ... Adalungus ... , in pagoWingartheiba in uilla Scillingestat IIII hubas cummansis IIII et omni edificio superposito et mancipia XIII cumomnibus que habere uidentur perpetualiter ad possidendumstipulatione subnixa. Actumin monasterio laurish., die X kl. febr., anno XLII regni Karoli imperatoris.

URKUNDE 2888 (23. Januar 810 - Reg. 2997)

Im Namen Gottes Schenkung des Wenilo im gleichen Dorf machen wir, Wenilo, mein Bruder Boran, Irminfrid und unsere Schwester Duda, eine Schenkung an den heiligen Märtyer N(azarius). Sein Leib ruht im Lorscher Kloster, dessen Vorsteher der ehrwürdige Abt Adalung ist. Als Eigentumfür alle Zeiten übergeben wir im Gau Wingartheiba, im Dorf Scillingestat vier Huben mit vier Hofreiten und jeglichem darauf stehenden Bauwerk, ferner 13 Leibeigene mit ihrer gesamten Habe. Rechtskräftige Fertigung. Geschehen im Lorscher Klosteram23. Januar im42. Regierungsjahr (810) des Kaisers Karl.

2889. (Reg. 918.)

In Christi nomine Donatio Odelberti*) in eadem uilla. sub die IIII kl. iulii, anno V Karoli regis, ego Odelbertus dono ad s. N. mrem. ... Gundelandus ... , in pago Wingartheiba in uilla Scillingestat curtimI et iurnales XX de terra aratoria, et pratumI a die presenti dono trado atque transfundo perpetualiter ad possidendum stipulatione ... *) Adelberti

URKUNDE 2889 (28. Juni 773 - Reg. 918)

In Christi Namen, Schenkung des Odelbert im nämlichen Dorf am 28. Juni im 5. Jahr (773) des Königs Karl. Ich Odelbert, errichte eine Stiftung für den heiligen Märtyrer N(azarius), dessen Leib im Lorscher Kloster ruht, das unter der Obhut des ehrwürdigen Abtes Gundeland steht. Ich schenke im Gau Wingartheiba, im Dorf Scillingestat einen Hof, zwanzig Joch Ackerland und eine Wiese. Vom gegenwärtigen Tag an schenke, übergebe und übertrage ich diese Güter auf ewige Zeiten. Die Übergabe ist damit durchgeführt. Geschehen im Lorscher Kloster in der oben bestimmten Zeit.

2890. (Reg. 1720.)

Ego in dei nomine Donatio Rudinchi in eadem uilla. Rudinc pro remedio animemee dono ad s. N. mrem.… Gundelandus…... donatumque…confirmo in pago Winga(r)theiba in Scillingestater marca uicos (vicus) II perpetualiter ad possidendum, ita ut ab hac die ad ipsumlocum uel ad agentes ipsius omni tempore proficiat in augmentis stipulatione subnixa. Actuminmonasterio laurish., sub die IIII id. martii, anno XIIII regni Karoli regis.

URKUNDE 2890 (12. März 777 (?) - Reg. 1720)

In Gottes Namen Schenkung des Ruding in dem selben Dorf mache ich, Rudinc, zu meinem Seelenheil eine Vergabung an den heiligen Märtyrer N(azarius). Sein Leib ruht im Lorscher Kloster, dessen Aufseher der ehrwürdige Abt Gundeland (765 - 778) ist. Es ist mein Wunsch, dass diese Stiftung von ewiger Dauer sei, und ich erwähne ausdrücklich, dass sie aus völlig freiem Willen erfolgt. Ich schenke im Gau Wingatheiba , und zwar auf Gemarkung Scillingestat zwei Weiler zu immerwährendem Besitz, in der Absicht, dass sie von diesem Tag an jener Stätte beziehungsweise ihren Amtsträgern jederzeit erhöhten Nutzen bringen sollen. Vertragsabschluss. Geschehen im Lorscher Kloster am 12. März im 14. Regierungsjahr*) des Königs Karl.

*) wenn der Urkundeneintrag „anno XIIII“ stimmt (= 14. Regierungsjahr Karls = 782), dann müsste Helmerich als Abt genannt sein; wenn tatsächlich Gundeland zu der Zeit Abt war, dann wäre das Datum auf „anno VIIII“ (= 9.Regierungsjahr = 777) zu berichtigen.


Der Lorscher Codex

Die Urkunde und ihre Geschichte: Die Mönche des Klosters Lorsch verzeichneten ihre Besitztümer.

Den Mönchen des Klosters Lorsch sei's gedankt: Anfang des 12. Jahrhunderts setzten sie sich hin und schrieben in einem Zeitraum von gut einhundert Jahren tausende von damals schon alten Urkunden ab-darunter Dokumente, mit denen Grundstücksgeschäfte des Klosters, Schenkungen, Besitzverhältnisse und Abgabenpflichten schriftlich belegt worden waren. Diese Abschriften wurden in einem Buch zusammengefasst, das als ,,Lorscher Codex" (lateinisch ,,Codex Laureshamensis") bekannt wurde. Die Klosterbrüder taten dies, um die Besitztümer und Rechte der Reichsabtei in einem zentralen Werk langfristig zu dokumentieren und zu sichern.

Die damals abgeschriebenen Originalurkunden sind nicht mehr erhalten, aber der Lorscher Codex überstand die Jahrhunderte. Er wird heute im Staatsarchiv Würzburg aufbewahrt. Darin können Heimatkundler nach der Geschichte ihrer Orte forschen und fündig werden - so wie auch im Fall von Schillingstadt.

Auf der Seite mit der Archivnummer 172v findet sich eine Reihe von Einträgen, in denen der Ort ,,Scillingestat" im Gau „Wingartheiba" erwähnt wird. Drei besonders interessante Absätze sind jene mit den Urkundennummern 2888, 2889 und 2890. Es handelt sich um Abschriften von Urkunden, mit denen im 8. Jahrhundert die Schenkungen von Teilen des Dorfes Schillingstadt an das Kloster Lorsch dokumentiert wurden. Die Schenkenden waren damalige Adelige, die sich im Besitz dieser Güter befanden und die mit deren Übertragung an das Klosteres war dem heiligen Nazarius gewidmet - etwas für ihr Seelenheil tun wollten.

Die drei Schenkungen im Lorscher Codex sind nach Erkenntnissen von Historikern auf die Jahre 810, 773 und eventuell 777 nach Christus zu datieren. Die Urkunde Nummer 2889 mit dem Datum vom 28. Juni 773 ist heute die älteste erhaltene Überlieferung des Namens ,,Scillingestat" und damit der Nachweis der Existenz des Dorfes Schillingstadt schon zu dieser Zeit. Der in den Schenkungseinträgen genannte Gau „Wingartheiba" war im Mittelalter ein Gebiet zwischen Jagst, Tauber und Main. bc

Kloster Lorsch

• Lage: im heutigen Kreis Bergstraße in Hessen
gegründet um das Jahr 764
Äbte in der Zeit der Erwähnung Schillingstadts:
Gundeland 765-778
Helmerich 778-784
Richbod 784 - 804
Adalung 804-837
• 1564 nach der Reformation aufgehoben
• 1621 im 30-jährigen Krieg niedergebrannt; heute ist nur noch die ,,Torhalle" erhalten.
• seit 1991 Weltkulturerbe der UNESCO
Quellen:
www.archivum-laureshamense-digital.de
www.kloster-lorsch.de
www.wikipedia.de
bc


Quellen der Transkription und Übersetzung:
Glöckner, Karl [Hrsg.]; Historische Kommission für den Volksstaat Hessen Codex Laureshamensis (Band 3): Kopialbuch, Teil 2: Die übrigen fränkischen und die schwäbischen Gaue, Güterlisten, späte Schenkungen und Zinslisten, Gesamtregister Darmstadt, Selbstverl. der Hessischen Historischen Kommission, 1936, Seite 94
Digitale Universitätsbibliothek Heidelberg
www.doi.org/10.11588/diglit.20307#0106
Minst, Karl Josef [Übers.] Lorscher Codex: deutsch; Urkundenbuch der ehemaligen Fürstabtei Lorsch (Band 4) Schenkungsurkunden Nr. 2000 - 2910 Lorsch, Verlag Laurissa, 1970,Seite 257 Digitale Universitätsbibliothek Heidelberg www.doi.org/10.11588/diglit.20608